Spanisch lernen in Cartagena
Spanischkurs bei der Centro Catalina Spanish School in Cartagena
Wie bin ich eigentlich auf die Idee gekommen einen Spanischsprachkurs in Cartagena zu besuchen? Okay ich sollte etwas Spanisch verstehen und das notwendigste für meine Reise durch Süd- und Mittelamerika sprechen können. Mein College-Kurs aus dem Jahr 1995 in Chicago wird da nicht viel helfen, das ist einfach zu lange her. Ich war in den letzten Jahren auch kaum im spanischsprachigen Ausland. Habe mir daher verschiedene Sprachkursangebote in Zentralamerika angesehen, Kolumbien war am günstigsten, die Karibikküste schien idyllisch und mein lieber Freund Adrian meinte auch „da musst du hin!“. Boalingua ist „der“ Sprachreiseveranstalter in der Schweiz und irgendwie hatte ich mit Cartagena und der Centro Catalina Spanish School ein gutes Gefühl. Ohne gross über die Unterkunft, den Ort oder die Umgebung informiert zu sein, habe ich das nebenbei im Arbeits- und Auszugsstress online gebucht. Unterkunftsoption Shared Appartements – das machen nur ca. 20 %, aber ich konnte mir keine Gastfamilie in Kolumbien vorstellen. Shared Appartements bringen ausserdem Unabhängigkeit und Anschluss zu anderen Studenten. Boalingua hat sich sehr schwer getan mir Informationen zur Unterkunft zu geben. Das kam erst zwei Wochen vor Anreise. Ich war etwas entsetzt, dass die shared Appartements nicht innerhalb der Stadtmauern sind. Es hiess 20 Minuten zu Fuss, in einer Stadt, wo man vielleicht nicht zu Fuss unterwegs sein will. Einerseits wegen der Kriminalität (besonders nachts) andererseits wegen der Hitze.
Um Mitternacht kam ich in Cartagena an, der Transfer wurde von der Sprachschule für 30 Dollar organisiert (das kostet vor Ort mit dem Taxi 3 Euro!). Die Unterkunft in der fenced community „Urbanization La Espanola“ ist schön, sogar sehr schön. Die Sprachschule Centro Catalina hat dort ein ganzes Haus angemietet, es ist sehr modern. Ich zog in ein kleines Hinterzimmer im ersten Stock, es war furchtbar heiss, auch mit Ventilator. Klimaanlage gibt es nicht, dafür mein eigenes Bad. Jeffrey, der für das Haus zuständig ist, meinte aber, dass ich auch umziehen kann, wenn mir das winzige Zimmer nicht zusagt. Das tat ich dann auch, sogar zweimal. Am Ende hatte ich ein grosses schönes helles Zimmer mit Schrank, Balkon, Schreibtisch und eigenem Bad. Welch ein Luxus.
Boalingua schreibt allerdings, man hat einen Swimmingpool im Shared Appartement. Normalerweise mieten sie nämlich andere Appartements an, die in einer recht hässlichen Gegend sind (Marbella), zwar direkt am Strand, aber der ist ja nicht schön, an der Hauptzufahrtsstrasse in einem Wolkenkratzer namens Mare Norte. Diese Räumlichkeiten habe ich mir noch angesehen, das wäre eine Zumutung gewesen! Auch wenn die Küche ausgestattet ist und man sich das Appartement nur mit einer weiteren Person teilen würde, will man dort nicht sein. Es ist super laut, der Wind bewegt die Fenster, das Meer rauscht, die vierspurige Hauptverkehrsstrasse dröhnt und all die Klimaanlagen summen super laut. Das Appartement selbst hat aber keine! Es ist nicht schön eingerichtet und die Bettwäsche synthetisch. Ich hätte dort nicht bleiben wollen! Der Swimmingpool war vorhanden und schien recht sauber, aber es gibt keine Liegen und auch keinen Schatten. Einfach nur hässlich! Boalingua sollte das nicht anbieten.
Ich habe den Intensivkurs gebucht, für drei Wochen. Das heisst jeden Tag 9-12:30 Uhr und 14-15:40 büffeln. Die Einstufung in den Kurs ist recht unkompliziert, sie sprechen kurz mit einem und in der ersten Pause wird die Einstufung noch angepasst. Centro Catalina hat etwa 7 Klassenräume und damit die Möglichkeit recht viele Gruppen zu machen. Sie haben mich sogar in der ersten Woche alleine unterrichtet, obwohl ich keinen Einzelkurs gebucht hatte. Offenbar gab es keinen festen Tag, an dem man startet, so kamen und gingen die Leute. Die Schule unterrichtet mit eigenem Material, das scheint erstmal recht unstrukturiert zu sein, aber irgendwie habe ich innerhalb der kurzen Zeit doch recht viel gelernt. Sie gestalten den Unterricht sehr interaktiv, sprechen nur spanisch, man muss viel reden und ja es gibt viele Hausaufgaben. Manchmal gehen sie zu sehr in die Tiefe, ich hätte mir als Anfänger innerhalb von drei Wochen zum Beispiel noch die wichtigste Vergangenheitsform gewünscht. Dafür lernt man die Körperteile ganz detailliert. Das könnte man in einem Privatkurs sicher optimieren. Ausserdem wiederholten sich die Dinge nach zwei Wochen und man muss selbst dran bleiben in der richtigen Klasse eingestuft zu sein.
Besonders gefiel mir, dass die Schule so viele tolle Aktivitäten gratis anbietet: Salsa Kurse, Food- und Stadttouren, Chivatouren, Kinoabende etc. Die Zeit verging im Flug. Nach dem Unterricht kann man in Cartagena sonst nicht so viel anstellen, die schönen Strände sind weit weg und auf den Inseln, die Stadt hat man in ein bis zwei Tagen gesehen. Die Strände von Cartagena selbst liegen im Stadtteil Marbella und Boca Grande, ich fand sie nicht sehr einladend, dunkler Sand, schmal und der Wellengang macht Schwimmen fast unmöglich. Ganz zu schweigen von Surfen, was ich initial dachte zu tun. Mittwochs gingen wir zur Media Luna Party nach Getsemani, das ist eine Rooftop-Party im Media Luna Hostel. Cartagena wäre prädestiniert für Rooftops, aber ich glaub so weit sind sie noch nicht. So scheint das eine der wenigen Parties zu sein, wo man eine Dachterrasse geniessen kann. Man muss ein VIP Ticket für 25000 Peso lösen, um hoch zu kommen, dafür ist ein Desperados inklusive. Im ersten Stock spielt Livemusik, bei bester Stimmung. Ganz toll!
Ich liebe es Abends am Plaza Trinidad zu sein, gegen 8 Uhr Abends gibt es Zumba, die Stimmung ist famos. Die Leute sitzen um den grossen Platz an der Kirche und geniessen das Flair bei Streetfood. Hier findet Cartagenas Nachtleben statt, schade, dass meine Unterkunft La Espanola nicht fussläufig ist. Das wäre Nachts zu gefährlich. Also bleibe ich meist in meinem Quartier, wie gesagt, geschafft von der Hitze und vom Lernen schaffe ich es maximal noch bis zu den Glimmzugstangen im Park.
Eines Tages höre ich laute Musik vom Park und muss natürlich checken was da geht. Eine neongrün kostümierte Tanzgruppe übt offenbar Salsa und Samba Choreographien. Ein paar Tage später üben sie wieder, diesmal ohne Kostüm und ich mache am Rand bisschen mit. Plötzlich kommen einige Kids auf mich zu, fassen mich an den Händen und ziehen mich zur Gruppe. Also gut, dann mach ich gern mit! Wir tanzen ausgelassen die Samba und Salsa Choreographien. Ich werde absolut offen und freundlich von der Gruppe begrüsst. Sie trainieren zweimal die Woche und ich mache noch zweimal mit, als ich erfahre, dass sie für eine Präsentation üben. Einer erzählt mir auf spanisch, dass sie an meinem letzten Schultag die Vorführung haben. Und er meint, komm doch auch. Das würde ich natürlich gern und frage nach der Trainingseinheit, ob das machbar ist. Die Antwort klingt eher skeptisch, sie wissen nicht so richtig, ob sie noch einen Rock für mich haben und scheinen überhaupt etwas überfordert mit meiner Anfrage. Ich bleibe dran, denn inzwischen habe ich verstanden, dass es um eine Art Festival geht, wo die Missen aus ganz Kolumbien präsentiert werden und die Miss Columbia nominiert wird. Eine riesen Sache, sogar die Schule macht Nachmittags frei, um zu zuschauen. Die Tanzgruppe lädt mich noch am selben Abend zur „Chefin“ nach Hause ein, um mal das Unterkleid anzuprobieren. Ich glaube das war ein spontanes Ja für den nächsten Tag!
Das heisst mein letzter Schultag wird enorm verkürzt, denn in der ersten Pause muss ich los, zum Schminken und allen anderen Vorbereitungen. Das wird ein toller Abschluss meiner Zeit in Cartagena! Nachdem alle rausgeputzt sind, mit Schminke, Kopfschmuck, Ohrringen, Kostüm und passenden Schuhen, geht es im extra angemieteten Bus Richtung Stadt. Als der Bus nicht direkt in die Stadt fuhr, fragte ich mich, was ich da eigentlich mache, ich habe eigentlich keine Ahnung wohin es geht, wann ich zurück sein werde und was genau passiert. Habe nur mitbekommen, dass wir bei gefühlten 45 Grad in der prallen Sonne 3 km tanzen. Als wir aber Richtung Flughafen fuhren, fragte ich mich, ob ich das richtig verstanden hatte. Dachte wir tanzen die Stadtmauer! Wir kamen aber recht bald an, sie schienen bestens vorbereitet, mit einem extra Wägelchen voller Wasser, Juice und Sandwiches, sowie einem „Clown“ der für uns sorgen sollte, wenn es uns nicht gut geht. Also alles gut, ich wurde noch schnell auf der Strasse geschminkt und dann ging alles ganz schnell.
Wir liefen auf der abgesperrten Strasse in Richtung Cartagena, es war heiss und am Rand standen bereits „Fans“, die jubelten, ohne dass wir dafür etwas taten. Die Missen standen auf einem bunten Wagen Spalier und wunken der jubelnden Menge. Sie wurden interviewt und ich stand direkt daneben und wartete auf den Einsatz. Die Sonne prasselte auf uns herab und ja auch Missen haben Cellulitis!!! Irgendwann ging es dann endlich los, wir waren direkt hinter dem ersten Wagen mit der Musik, allerdings war ich ganz hinten in der Gruppe und es war nicht die Musik nach der wir geprobt hatten. Vielmehr hörte ich die Musik von dem Wagen hinter mir, naja irgendwie muss ich hier einen guten Eindruck machen. Mit Tanzen hatten die drei Kilometer wahrscheinlich weniger zu tun, vielmehr wedelte ich mit meinem langen Rock und lächelte in die Menge. Irgendwann am Ende, als ich quasi kurz vor der Ohnmacht stand und vor lauter Erschöpfung am liebsten ins Meer gesprungen wäre, kam die Anweisung nochmal richtig Gas zu geben, weil die Tribüne gleich kommt! Klar, dazu bin ich ja hier! Und dann war es auch schon vorbei, wie ein Rausch – ein sehr anstrengender, aber super schöner! Sogar die Leute von der Schule hab ich unter der jubelnden Menge entdeckt, aber danach leider nie wieder gesehen, denn es war ja mein letzter Schultag.