Java – Yogyakarta

Yogyakarta nicht nur wegen dem Tempel Borobodur

Ankunft am Airport Medan, die erste Herausforderung, den gerufenen Grab Driver zu finden, der meint ich soll zur Ampel kommen, er kann nicht ins Flughafengelände fahren. Da ich weit und breit keine Ampel sehe, laufe ich mit meinem riesigen Gepäck los. Ich laufe über die Bahngleise, ohne zu wissen, ob es überhaupt die richtige Richtung ist, suche die Ampel, muss auf der Strasse laufen, weil der Gehweg quasi nicht existiert. Immer wieder bleibe ich stehen, um in den Chat mit dem Grab Fahrer zu schauen 🙁 das nervt und dann noch die Hitze! Schliesslich finde ich ihn und los gehts in mein Hostel Rumah Yogya, er ist so freundlich und liefert mich persönlich ab. Ich hätte die Unterkunft ohne ihn nie gefunden, die im Buchungsportal angegebene Hausnummer stimmt nicht! Es ist ganz versteckt in einer Nebenstrasse.

Im Rumah Yogya ist Salma, sie heisst mich herzlich willkommen, ist jedoch total erkältet. Ich bin die Einzige, neben einem Pärchen, das seit 4 Monaten in diesem Hostel wohnt. Salma ist super nett, fragt wo ich essen will und fährt mich mit ihrem Moped in das wunderschöne vegetarische Restaurant Milas. Das Milas ist ein Paradies, mit Garten, Bibliothek, eigenem nachhaltigen Gemüseanbau und kleinem Laden. Ich bekomme gerade noch einen kleinen Tisch, sitze ganz asiatisch auf dem Fussboden und werde höflichst bedient. Die Karte liest sich so lecker, ich kann mich kaum entscheiden. Die 2 km zurück ins Hostel laufe ich, es gibt teilweise keine Gehwege, die Mopeds rollen dicht an mir vorbei, der Smog stinkt. Als ich eine kleinere Strasse nehmen will, kommt mir bellend ein Hund entgegen, ich drehe um. Hundebisse hatte ich schon.

Die Innenstadt von Yogyakarta liegt einige Meter von meinem Hostel Rumah Yogya entfernt. Ich laufe Richtung Wasserschloss, wieder keine Gehwege… Der Eintritt kostet nur 1 Euro, von meiner Freundin Michaela weiss ich, dass sich wohl was unterirdisch abspielt. Ich suche nach den Eingängen, eigentlich muss man dafür einen Guide nehmen, darauf hab ich natürlich keine Lust. Als neben mir Einheimische Fotos machen, kommen wir ins Gespräch: das Mädel ist Mitte 20, aus Jakarta, mit ihrem Freund und ihrer Familie auf einem Wochenendausflug und sie mag total gern ihr Englisch aufbessern. Also redet sie mit mir und weicht mir nicht mehr von der Seite. Mir solls recht sein, so habe ich meinen einheimischen Guide. Anschliessend nimmt mich ihre Familie sogar mit zu einem typisch javanesischen Mittag. Es gibt Jackfruit, sehr fein als Gemüse zubereitet und Reis: Gudung nennen es die Einheimischen.

Anschliessend fahren wir gemeinsam in die Maliboro Street, die Shopping Strasse von Yogyakarta, am südlichen Rand gibt es einen schönen einheimischen Markt. Es ist wirklich ein Erlebnis mit den Einheimischen auf dem Markt unterwegs zu sein, so kann ich alle Fragen stellen, zu Produkten, Obst und Gemüse, das ich noch nie gesehen habe. Anschliessend bringen sie mich sogar in mein Hostel zurück. Ein sehr gelungener Start in Yogyakarta.

Abends laufe ich in den Luna Luna Park. Hier fahren Einheimische und Touristen lustig beleuchtete Tretautos um den Park. Der Park (eigentlich nur ein einfacher, ausgetrockneter Rasen) scheint wie ein Erlebnispark, es spielen verschiedene Musik- und Tanzgruppen, Einheimische sitzen auf dem Boden und picknicken. Eine klasse Atmosphäre.

Im Rumah Yogya will ich nicht bleiben, fühle mich nicht so wohl, muss durch die Küche oder den Aufenthaltsbereich, um ins kleine Bad zu kommen, die wenigen Leute hier sind auch nicht so mein Fall. Nach der Besichtigung von mindestens 5 Unterkünften im Backpacker District entscheide ich mich ins Delta Guesthouse umzuziehen, wo ich den Preis eines Doppelzimmers mit Fan auf 200 000 Rupia runter handele. Es hat einen Pool, einen schönen Garten und liegt herrlich ruhig und eben zentraler als Rumah Yogya.

Im Via Via Cafe kann man richtig gut essen, ausserhalb ist es Treffpunkt für Backpacker, hat einen kleinen schönen spirituellen Laden und ein Reisebüro. Yoga gibts hier auch (Via Via Yoga), leider aufgrund meiner Verletzungen nicht für mich. Nach einem leckeren Essen, buche ich spontan meine Borobodur Sunrise Tour für den nächsten Tag. Ein deutsches Pärchen sucht Mitfahrer, um den Preis für das Taxi zum Tempel zu reduzieren, sie nehmen mich netterweise mit.

3 Uhr ist bereits die Nacht vorbei, ich werde um 3:30 Uhr vom Taxifahrer abgeholt und fahre mit Florian und Sandra zum Sonnenaufgang am Tempel Borobodur. Die beiden sind super nett und wir verbringen die gesamte Zeit am Tempel gemeinsam, schwärmen von den Ausblicken und fotografieren viel zu viel. Es ist einfach wunderschön, die Stimmung, das Licht und am Ende sogar die Ruhe, denn der Tempel öffnet erst nachdem die Sonnenaufgangsbesucher wieder verschwunden sind. Dafür haben wir einen sehr viel höheren Preis bezahlt und erhalten noch einen Snack bei Rückkunft im Visitor Center. 

 

Nach der Borobodur Tour kann ich noch etwas schlafen, bevor ich ins Delta Guesthouse umziehe. Dafür muss ich mir ein Taxi rufen, aber das kostet hier alles nicht viel. Der Nachmittag verläuft ruhig mit gutem einheimischen Essen und leckerem Eis. Abends bin ich zu faul nochmal raus zu gehen, als ich plötzlich Geräusche in meinem Zimmer höre. Ratten? Mäuse? Ich hatte sowas schon am Pool vorbei flitzen sehen und als es am Bett nagte, war klar, hier kann ich nicht schlafen. Mitten in der Nacht stehe ich im Pyjama dem nicht englisch sprechenden Security Officer an der Rezeption gegenüber, der komischerweise denkt, ich will auschecken. Irgendwann konnte ich ihm mit Händen und Füssen klar machen, dass ich nur in ein rattenfreies Zimmer will. Er ruft seinen Boss an und so ziehe ich wieder um und am nächsten Morgen komplett aus. Habe das Prambanan Guesthouse online gebucht, das aufgrund Bewertungen und Bildern auf booking.com sehr gut aussah. Hoffe, dass ich nun endlich zur Ruhe komme. Schliesslich kämpfe ich immernoch mit meinen Verletzungen aus Penang, die super tiefen Schürfwunden heilen einfach in subtropischen Temperaturen nicht.

Das Prambanan Guesthouse ist herrlich ruhig in der zentralen Backpacker Strasse in Yogyakarta gelegen, es hat einen schönen Pool, einen gemütlichen Garten und grosse Zimmer. Mein Zimmer hat zwar nur eine kalte Dusche und keine Klimaanlage, aber das ist okay bei den Temperaturen. 

Um die Ecke der Backpacker Strasse habe ich einen kleinen Warung entdeckt, dort gibt es eine Art einheimischen, vegetarischen Salat. Der ist super lecker und ich bekomme quasi einen Kochkurs gratis dazu, weil man direkt neben dem Zubereitungstopf/-stein sitzt. Ich komme gut mit der älteren Dame ins Gespräch, sie spricht kein Wort Englisch, aber ich verstehe sie und bin absolut happy über dieses Erlebnis! 

Auf der Suche nach einem gescheiten Kaffee mit Sojamilch treffe ich zufälligerweise Florian und Sandra wieder. Gerade schrieb mir Flo noch, dass Sandra gleich einen Silberworkshop macht. Ich kann mich spontan anschliessen, alles noch schnell im Via Via Cafe für 200000 Rp. (12 Euro inkl. Silber) gebucht und 14 Uhr startet der Kurs im Studio 76 mit Romeo. Wir machen unsere eigenen Ringe aus einem flachen, langen Stück Silber. Das wird zugeschnitten, erhitzt, bearbeitet, wieder erhitzt und gebogen und am Ende schön geklopft, dass es auch rund am Finger sitzt. Ein tolles Erlebnis.

Erwähnenswert ist auch das Restaurant Lawas, mit sehr gutem Wifi. Nur der Service entspricht nicht dem westlichen Standard, sie verstehen kein Englisch und laufen auch gern mal untätig vorbei. Dafür kennen sie mich inzwischen, da ich hier Dauergast bin. Die Karte ist ok, der Kaffee günstig und die Atmosphäre modern und gut.

Auf meinem heutigen Stadtrandbummel, komme ich an vielen Batikgeschäften vorbei. In einige schaue ich rein, es sitzen tatsächlich Touristen drin und bearbeiten ihre eigenen Batikbilder. Ab 50000 Rp. kann man ein kleines Bild gestalten. 

Eigentlich müsste ich auch mal einen Tag nichts machen, stattdessen rufe ich mir ein GoJek-Mopedtaxi und fahre zum Buchladen, auf der Suche nach einem Reiseführer. Der Taxifahrer will gar kein Geld, sondern meint, er lädt mich ein. Das ist doch mal Gastfreundschaft! Ich komme nicht mal zum „Danke“ sagen, eh ich es kapiert habe, ist er längst weg. Der Buchladenbesuch ist lustig, sie haben nur indonesische Bücher, verstehen nicht, dass ich einen Reiseführer in Englisch suche und halten mir immer wieder Übersetzer vor die Nase. Danach erkundige ich mich bei der lokalen Post bzgl. Paketpreise nach Europa, die sind recht amüsiert, als hätten sie diese Fragen noch nie gehabt, recherchieren sie und erklären mir, wie teuer es ist. 

Am Eingang vom Markt setze ich mich mit anderen Einheimischen auf die Strasse und esse den berühmten Salat, den sie im Trog und auf dem Stein mischen. (Hier isst sicher sonst kein Tourist!) Zurück auf dem GoJek Mopedtaxi bin ich mit meinen nackigen Beinen den Heldentod gestorben, der Verkehr ist so super dicht, echt verrückt! Neben mir eine „nicht Asiatin“ auf ihrem Moped, mutig das Girl, und ich leichtsinnig mit meinen nackigen Beinen in dem Verkehr, dicht an Bussen, Autos und Auspuffen vorbei, mein Gott war ich froh, als ich zu Hause war. Von hier musste ich nur noch zwei mal über die so vielbefahrene Strasse zum Abendessen im Warung Agung. Schon speziell, die Herausfordungen in so einem Land. 

Das Restaurant Milas öffnet tatsächlich erst 15 Uhr und es füllt sich direkt, so beliebt ist es. Ich bleibe bis mich die Mücken halb sechs auffressen… und alles ohne wifi! Die Hauptgerichte sind alle so zwischen 32 und 42 Tausend, während auf Bali diese Qualität das doppelte kostet.

Zum Frühstück im Prambanan Guesthouse lerne ich Felix und Laura aus München kennen, sie aus Baden, er aus Husum, niemand in München, ist wirklich aus München, wie Berlin, deutsche Grosststädte eben. Die beiden sind extrem gesprächig und so sitzen wir bis 13 Uhr am Frühstückstisch und reden, sehen uns dann Nachmittags kurz wieder und gehen Abends zusammen essen. Wir essen im Yam Yam, das ist europäische, thailändische Fusionküche auf hohem Niveau für indonesische Verhältnisse, der Service ist sehr gut! Was ja schon mal aussergewöhnlich ist, meine vegetarische Pasta ist eher mittelmässig.

Sonntags gehen wir zusammen zum Palast, wo es ein gratis Konzert mit Tanz gibt. Anschliessend laufen wir noch ein Stück durch die Innenstadt in eine Mall, wo Elektronik verkauft wird. Ich brauche neuen Speicherplatz – SD Karten für die Kamera sind hier sicher günstiger, als auf Bali. Die Innenstadt von Yogyakarta ist umgeben von einer Stadtmauer, hat quasi keine Gehwege und eher kleine heimelige Häusschen, echt gemütlich also, wenn man nicht gerade Angst hat, von einem Moped umgefahren zu werden. 

Ich entdecke in Laufweite von meiner schönen Unterkunft ein günstigstes, gemütliches, modernes Cafe, wo es den Vietnam Trip Coffee für 18000 Rupia gibt. 

Kulinarisch empfehlenswert ist ausserdem der grosse Eiscremeladen, mit so vielen Sorten, dass ich gern immer wieder komme, um so viele wie möglich zu probieren. Es ist immer eine schöne Abkühlung vom heissen indonesischen Klima dort zu sitzen.

Der Warung Agung wurde mir von vielen Seiten empfohlen, ich fand das Essen aber den Weg nicht wert. Schon gar nicht bei den Preisen!

Hier noch eine kleine Episode zu meiner Flugbuchung nach Bali: Ich buche einen günstigen Flug mit Lion Air nach Denpasar. Bei der Buchung kann ich leider nicht mit Kreditkarte zahlen, ich wähle zahlen am Automaten per EINZAHLUNG aus. Irgendwie schien mir das, das einzig „sinnvolle und mögliche“. Am Geldautomaten stelle ich fest, dass das nicht funktioniert, wenn ich kein einheimisches Konto habe. Nach einigem Gerenne von Supermärkten zu Automaten zu Reisebüros und Gesprächen in gebrochenem Englisch mit dem Supermarktpersonal, zahle ich mit mulmigem Gefühl den Flug an der Kasse des Supermarktes. Ich bekomme einen normalen Kassenzettel, wo meine Zahlung inklusive Flugverbindung bestätigt steht und siehe da, es hat funktioniert. Ich fliege nach Denpasar, Bali.