Medellin – hier könnt ich leben

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    Medellin Aussicht vom Los Patios Hostel
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    Veggie Mittag im Pueblo Paisa
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    Kettenauswahl Shopping in Medellin
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    Piedra de Penol
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Parque Arvi, Pueblo Paisa, Botero, Guatape und shop till you drop

Während es mir in Cartagena permanent zu heiss und zu feucht war, ist es in Medellin sehr angenehm! Man nennt die Stadt auch „City of eternal spring“ also Stadt des ewigen Frühlings. Da find ich es gar nicht schlimm, dass es am Ankunftsabend wie aus Kannen schüttet. Der Flieger von Avianca landet pünktlich und der Shuttle Bus in die Stadt steht schon bereit, es sind zwei, einer fährt zum San Diego Shopping Center und der andere in die Innenstadt. Bin froh, dass ich mich bereits informiert habe, dass ich nur bis zum San Diego Shopping Center fahren sollte und dann von dort am besten mit dem Taxi ins Hostel Los Patios. Der Taxifahrer hat natürlich keine Ahnung wo das ist und so navigiere ich ihn mit maps.me auf meinem iPhone. In den Sicherheitsvorkehrungen für Kolumbien liest man immer wieder, dass man sein Smartphone in der Öffentlichkeit diskret nutzen sollte, auch im Taxi. Meines liegt jetzt auf dem Beifahrersitz des Taxis, der Fahrer tut gerade so, als wäre es seins. Der Preis ist mit etwa 2.50 Euro völlig ok.

Das Hostel Los Patios ist nagelneu, vor zwei Monaten eröffnet und offenbar noch nicht ganz fertig. Der Fahrstuhl ist noch im Bau und ich muss in den 5. Stock. Mein 4-Bett-Zimmer MACARENA ist direkt unter der Bar und recht laut und stickig. Das Milchglasfenster geht zum Innenloch des Hostelbaus, es ist nur ein kleiner Spalt ankippbar. Zum Glück kann ich unten schlafen. Die Hostelküche ist bestens bestückt, sogar mit frischen Kräutern aus dem eigenen Dachgarten, ausserdem gibts gratis heisses Wasser und Kaffee (sah zu dünn aus zum Trinken). Auf der Dachterasse gibt eine Bar, eine Dusche, Hängematten und jede Menge Sitz- und Rückzugsgelegenheiten. Auch sonst ist das Hostel extrem heimelig mit Balkonen und vielen Lounges. Die Küche wird ab 7 Uhr mit recht lauter Musik beschallt und bis Mitternacht ist die Hotelbar Dreh- und Angelpunkt des Hostels. Also insgesamt recht laut, mal abgesehen vom Baulärm!

Medellin übertrifft jede Stadt an billigen Shoppingmöglichkeiten, die tiendas (Läden) sind einfach grenzenlos, bunt, voll und super günstig. Ich habe selbst in Asien nie so viele Schuhe auf einen Haufen gesehen, der grosse Unterschied, man kann hier tatsächlich kaufen, denn es passt. Während in Asien immer alles zu klein ist, sind die Kolumbianer so gross, dass es alles in amerikanischen Grössen gibt. Überhaupt spielen die USA in Kolumbien eine grosse Rolle, das Land wird extrem subventioniert. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass der Lokalkolorit damit verloren geht, es wird mit Sicherheit immer touristischer. Ich in froh jetzt da zu sein. Bis 2025 soll Kolumbien zweisprachig sein. Die jungen Kolumbianer nutzen tatsächlich jede Gelegenheit ihr Englisch mit mir zu üben. Dabei will ich doch spanisch sprechen lernen.

Im Stadtzentrum ist der Plaza Botero mit 23 extra dicken Skulpturen des Künstlers die Attraktion. Für mein Empfinden sind doch recht wenig Touristen hier, aber ich treffe eine Schweizer Sprachschülerin aus Cartagena wieder, sie ist gerade auf der sehr empfehlenswerten free walking tour unterwegs. Die startet bereits 10 Uhr, da ich mich immernoch von der heftigen Erkältung erhole, war das für mich keine Option. Ausserdem dauert die 4 Stunden, das war mir auch zu lang. Sie gibt mir den Plan der Tour, so kann ich sie wenigstens selbst ablaufen. Toll! Das Mittag findet sich in einem Foodcourt einer Mall, ich bediene mich am kolumbianischen Buffet und zahle dafür nur 3 Euro inkl. Saft.

Den Parque Arvi erreiche ich fast nur mit einer Metro pasaje (Fahrt). 6 Fahrten kosten 13800 Peso also ca. 2 Euro pro Fahrt, wobei es egal ist, wie weit man fährt solange man die Bahn nicht verlässt. Die Seilbahnfahrt bis in den Stadtteil Santo Domingo beinhaltet bereits eine spektakuläre Aussicht über ärmere Viertel der Stadt. Von dort geht es mit einer weiteren Gondel ÜBER den Parque Arvi, ja man fliegt quasi über den Dschungel und einige bleiben einfach in ihrer Gondel sitzen.

Ich steige trotz Regen aus, habe natürlich keinerlei Regenschutz dabei. In der Schweiz bin ich da immer sehr vorbereitet, aber irgendwie dachte ich nicht, dass der Parque Arvi so weit weg ist und schon gar nicht, dass er so riesig ist. Ja ich habe nur selten Zeit den Lonely Planet zu lesen. Auf dem Weg treffe ich einen Australier, davon gibts in Kolumbien viele. Wir gehen ein Stück zusammen, doch er will auf eine grössere Wanderung und geht alleine weiter. Mir reicht ohne Regenschutz, Essen und Wasser die 1 stündige gelb eingezeichnete Route. Der Weg im Wald ist dann leider nicht mehr markiert, ich folge meinem Instinkt. Ich wandere also etwa 1 Stunde alleine durch den kolumbianischen Dschungel. Ganz wohl ist mir dabei nicht, ich begegne keiner Menschenseele. Das ist natürlich toll und still, aber auch irgendwie beängstigend. Am meisten fürchte ich mich letztendlich vor den streunenden Hunden. Später fängt es doch heftig an zu regnen, ich stelle mich am Strassenrand unter einen Baum, bis mich ein nettes einheimisches Pärchen mitnimmt. Entgegen aller Empfehlungen steige ich also in das Auto zu Fremden, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass das ok ist und sie bringen mich direkt bis zur Seilbahn. Bin froh inzwischen auf spanisch erklären zu können wo ich hin will, wer ich bin und wo ich her komme und wieso ich das alles mache… Für die Kolumbianer ist es nicht nachvollziehbar, wie eine Frau in meinem Alter freiwillig alleine durch die Welt reist und dabei noch Freude hat. Ich sollte ihrer Meinung nach mindestens drei Kinder haben und mich um den Haushalt kümmern.

An meinem dritten Tag in Medellin fahre ich mit einer organisierten Tour nach Guatape. Treff ist um 8:30 Uhr am Parque El Poblado, der Bus für die Tour ist offenbar touristischer als ich dachte. Ich habe die tour über eine lokale Sprachschule (Toucan Cafe) gebucht, 75000 Peso (25 Euro), das sah eher familiär aus. Es ist ein voller grosser Reisebus, der sich nun sehr touristisch mit zwei extrem netten Guides in Bewegung setzt. Sehr langsam allerdings, weil wir noch weitere Stopps machen, um Leute einzusammeln, dabei drängen sich immer wieder Verkäufer in den Bus. Sombreros, Sonnenbrillen, Kekse, Kaffee, Süssigkeiten, Getränke, man wird in Kolumbien fast nie verhungern oder verdursten. Bis wir die Stadt verlassen ist es 9:30 Uhr und gegen 10 Uhr stoppen wir bereits fürs Frühstück. Es gibt trockene Arepas und Kakao. Der nächste Stopp ist in der neuen Stadt Marinilla, die ist genauso jung wie ich, weil damals das alte Marinilla geflutet wurde, um mit dem Wasserkraftwerk Energie zu gewinnen. Wir haben kurz Zeit uns umzuschauen. Anschliessend halten wir noch in El Penol, wo wir eine Kirche besichtigen. Ich will doch nur nach Guatape!

Endlich folgt das Highlight. Die Besteigung des Berges La Piedra del Penol. 740 Stufen führen zu einer tollen Aussicht auf die Seenlandschaft von Guatape. Es ist wieder recht touristisch, aber der Ausblick ist genial und oben angekommen, belohne ich mich mit einem leckeren Kokoseis am Stiel. Wir haben 20 Minuten Zeit den Ausblick zu geniessen, danach gehts weiter in die Stadt Guatape selbst. Dort essen wir kolumbianisch zu Mittag, es gibt zum Glück immer eine leckere vegetarische Alternative, meist mit Avocado. Anschliessend geht es auf den See, auf eine Art Partyboot, zumindest ist das die Idee, als wir mit Bier auf dem oberen Deck die Sonne geniessen und zu lateinamerikanischen Rhythmen tanzen. Zurück im Dorf bleibt leider nur noch eine Stunde Guatape zu erkunden, wir erhalten eine kleine Stadtführung und bedauern alle, dass wir nicht länger bleiben können. Es ist zwar etwas disneylandmässig, aber total schön. Gegen 20 Uhr sind wir wieder in Medellin und ja es ist halbwegs sicher um diese Zeit den einen Kilometer in mein Hostel Los Patios zu laufen.

Sehr lohnenswert ist auch der Ausflug zum Pueblo Paisa, der Weg dorthin ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ganz einfach zu finden. Ich frage lokals und sie erklären mir an der zweiten roten Telefonzelle nach rechts abzubiegen. Hier telefoniert man tatsächlich noch von Zellen oder an einem der unzähligen „recarga Ständen“. Wo minutenweise Telefone ausgeliehen werden für günstige Gespräche. Klar hat der Kolumbianer mind. 2-4 Telefone, und zwar für jedes Netz eines, aber wohl mehr für Data als für Gespräche. Sie sprechen ihre Whats app Nachrichten mehr als wir das tun. Also zurück zum Pueblo Paisa, das ist ein kleines Dorf auf einem Hügel mitten in der Stadt. Der Aufstieg ist schweisstreibend und oben wartet noch ein open air gym, ich gehe nach einem Klimmzug weiter zur Aussichtsplattform, wo ich wieder ins Gespräch mit Kolumbianern komme. Sie erklären mir total nett, was ich alles sehe, auf Spanisch versteht sich. Ich esse gleich noch in einem der zahlreichen günstigen Lokale etwas unterhalb zu Mittag. Auf meinen speziellen Wunsch wird mir wieder etwas vegetarisches gezaubert. Später gesellen sich zwei Damen dazu, sie sind Schwestern, die eine wohnt in Italien die andere in Quito und lädt mich nach unserem etwa einstündigen gemeinsamen Mittag zu sich ein. Es ist doch erstaunlich, dass ich mich nach nur drei Wochen Spanischkurs ganz gut eine Stunde unterhalten kann. Das übt definitiv!

An meinem letzten Tag in Medellin möchte ich nochmal das Shopping so richtig auskosten. Die Stadt steht für Mode, Schmuck, Turnschuhe und irgendwie scheint es alles zu geben was das Shopping Herz begehrt! Und zwar in allen Formen und Farben. Nur Seifenschachteln kaum, ausserdem suche ich ewig nach einer nicht allzu kitschigen Uhr, um nicht jedes mal das Handy heraus holen zu müssen. Ich starte meinen Tag mit einer weiteren Gondelfahrt, diesmal in den Stadtteil La Aurora über San Javier, diese Fahrt ist nicht ganz so reizvoll, wie die Richtung Parque Arvi. Aber doch immer wieder interessant, weil die Bahn für Locals extrem wichtig ist, um die Hügel zu überwinden. Die Seilbahn fährt erst nach oben und überquert später auf dem Weg nach unten eine grosse Strasse und den Fluss, bevor sie wieder nach oben fährt. Während der doch recht langen Seilbahnfahrt lerne ich mit einer Kolumbianerin spanisch, also sie lernt während der Fahrt mit ihrem App laut Englisch und ich ergänze entsprechend das spanische Wort.

Anschliessend geht es ins Museum Antioquia, das ist riesig und beherbergt viele Gemälde von Fernando Botero, die er persönlich dem Museum gespendet hat. Der macht nicht nur sehr dicke Skulpturen, sondern auch ähnliche Bilder. Sehr interessant und er hat mit mir Geburtstag.

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