Salento – Wachspalmen und Kaffee

  • Palmen
  • Kaffee mahlen
  • Willy

Wandern im Valle de Cocora und Kaffee der Zona Cafetera

Die meisten Backpacker reisen mit dem Bus in über 7 Stunden nach Salento. Da ich an der Küste in so vielen schlechten Bussen unterwegs war, habe ich mich bzgl. Flügen schlau gemacht. Die Reiseverkehrskauffrau in mir eben. Und siehe da, es gibt eine kleine Airline namens Easyfly, sie fliegen vom zentral gelegenen nationalen Flughafen in Medellin nach Pereira und der Preis ist heiss: nur 58 Euro! Das gönn ich mir. Heisst ausschlafen und dann ganz in Ruhe 10:30 Uhr zu Flughafen, mit dem Taxi für nur 2 Euro! Der internationale Flughafen auf dem ich aus Cartagena angekommen war liegt über eine Stunde ausserhalb, das ist also echt genial! Nur wegen dem Freigepäck muss ich mir Sorgen machen, es sind nur 15 kg erlaubt. Mein Rucksack hat inzwischen 17 kg, aber sie drücken ein Auge zu. Die kleine Propeller Maschine bringt mich pünktlich nach Pereira, ein Ort nördlich von Salento, wo ich noch in einen Bus umsteigen muss. In Pereira hab ichs ziemlich eilig, die Busse fahren recht unregelmässig alle 3 Stunden etwa. Der Taxifahrer bringt mich absolut überteuert zum Busbahnhof, bin pünktlich am Schalter, doch die Dame teilt mir mit, dass der Bus voll ist. Mist, jetzt muss ich 2,5 Stunden warten. Aber gut, Zeit zum Lesen, Schreiben, Leute beobachten. Am Busbahnhof Pereira soll man besonders auf sein Handgepäck achten. Klar, mach ich immer und ich habe hier kein ungutes Gefühl, im Gegenteil, alle scheinen recht entspannt zu sein und überall stehen Security Leute.

Der Bus nach Salento ist wiedermal uralt, zum Glück ist die Strecke recht kurz und wir sind in 1 Stunde nach unzähligen Serpentinen im Ort. Achtung: Nicht zu früh aussteigen, der Bus fährt bis zum Plaza. Von dort muss ich mit meinen 17 + 7 kg Rucksäcken noch etwa 700 m zu meiner Unterkunft Coffee Tree Boutique Hostel laufen. Das Haus ist herrlich, ein grosszügiges Herrenhaus im Kaffeeplantagen Stil. Die Zimmer sind riesig, habe ein vier Bett Zimmer gebucht und muss diesmal oben schlafen. Das ist sehr mühsam, weil die Doppelstockbetten extrem hoch sind. Leider hat wie immer niemand an Ablageflächen für Handy, Brille (bin so froh über meine Laser-OP) o.ä. gedacht. Ausserdem sind die Betten extrem hart. Ich schlafe hier so schlecht, dass ich umgehend den Aufenthalt von 4 auf 3 Nächte kürze. Zwei Tage in Salento sollten reichen, um alles zu sehen. Abends gehe ich noch in die Stadt, die ist erstaunlich gross und hat so viele tolle kleine Läden. Hier gibt es auch viele Restaurants, ich entscheide mich spontan für die Andrea, es gibt frische Forelle mit Reis, frittierten grünen Bananen und Salat. Sehr günstig. Am Ende der Einkaufsstrasse ist eine Treppe, die zu einem Aussichtspunkt und open-air Fitness führt. Ich steige hinauf, schnaufe, wie hoch sind wir? Oben angekommen habe ich einen super Ausblick auf die Stadt in der blauen Stunde, die Sonne geht gerade unter und die Lichter gehen an. Wunderschön! Alleine bin ich hier nicht, offenbar ein beliebter Punkt für alle Backpacker um einen Sundowner zu geniessen!

Salento steht für die berühmten langen Wachspalmen! Also fahre ich am nächsten Tag mit einem Willy Jeep um 8:30 Uhr ab dem Plaza ins Valle de Cocora. Meiner Meinung nach war der Jeep voll, als wir zu 8 (vorn zwei und hinten sechs) waren, doch die Kolumbianer schaffen es nochmal 5 Personen aufzuladen. Hinten können noch mindestens vier Erwachsene nebeneinander auf einem kleinen Trittbrett stehen und für Kinder ist im Innenraum immer Platz. Die Fahrt kostet etwa 2 Euro. Die Wanderung kann beginnen, der Trick ist, nicht wie alle anderen entgegen dem Uhrzeigersinn zu laufen, sondern am ersten Eingang vorbei zu laufen und am zweiten Eingang den Eintritt zu zahlen. Dadurch hat man erstmal einen langsamen Aufstieg, klar das Highlight ist dann direkt zu Beginn, aber dafür habe ich die Wanderung quasi für mich alleine. Die bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen in Valle de Cocora gehören zu den grössten Palmenarten der Welt und sind wirklich überragend, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wandere durch die atemberaubende Berglandschaft mit Nebelwald und vielen Vögeln. Nach drei Stunden komme ich auf dem Aussichtspunkt an, direkt vor mir findet ein Kolibri seinen Nektar und ich geniesse den spektakulären Ausblick. Ich bin so vertieft in diesen Ausblick, dass ich das Tor zum Weg verpasse und daraufhin von einem kleinen schwarzen Hund in die Fersen gebissen werde. Verständlich der will sein Revier verteidigen, ich schreie wie am Spiess und renne wie auf Kohlen davon.
Auf dem Weg nach unten biege ich noch links zum Kolibri Haus ab, der Umweg lohnt sich. Für eine kleine Eintrittsgebühr erhält man eine Suppe und ein Getränk, sowie den Blick auf Kolibris die hier natürlich angefüttert werden. Der Rückweg ist etwas schlammig, das Hostel wollte mir Gummistiefel aufschwatzen, bin sehr froh, dass ich die nicht mitgeschleppt habe! Die Landschaft unterhalb des Dschungels erinnert an die Schweiz, Kühe weiden im Gras, nur die Palmen dahinter sind etwas surreal. Am Ende der Wanderung liegt linker Hand eine Forellenzucht, klar, dass ich mir die auch noch anschaue. Schliesslich habe ich gestern Abend den Fisch von hier gegessen. Danach gehts mit dem Willy Jeep wieder zurück nach Salento.

Der zweite Tag in Salento steht ganz im Zeichen des Kaffees – schliesslich bin ich in der Zona Cafetera. Die Kaffeeplantagen liegen etwa 5 km ausserhalb von Salento, die Wanderung dorthin ist bei den Temperaturen in der bergigen Landschaft eher sportlich. Es überholen mich einige Radfahrer, mir wäre das viel zu bergig. Es gibt quasi nur eine Kaffeefarm, die richtig tolle Touren anbietet – die El Ocaso Coffeetours. Ich bin also froh, die Farm El Ocaso nach etwa einer Stunde zu erreichen. Ich habe grosses Glück, dass die Führung in 20 Minuten beginnt, denn ich hatte keine Ahnung, dass es dafür offenbar fixe Zeiten gibt. Wir sind etwa 12 Leute, die gespannt zuhören, wie Kaffee angebaut, gepflückt und verarbeitet wird. Wir pflücken sogar selbst und mahlen danach unsere Ernte in einer Maschine, die ein Deutscher erfunden hat. Die Bohnen werden getrocknet und dann sortiert (Frauenarbeit). Zum Schluss der etwa einstündigen Tour gibt es noch superfrischen selbstgebrühten Kaffee.
Ein Willy Jeep bringt alle zurück ins Dorf, zum Glück, denn das wäre sonst eine mindestens 2,5 stündige Wanderung den Berg hinauf!

Am Tag darauf verlasse ich Salento per Bus in Richtung Cali, die Salsa-Stadt!

Das könnte Dich auch interessieren …